As of Sep 09, 2025

Jan Mabuse Gossaert, Nachfolge des späten 16./ frühen 17. Jahrhunderts

Lot 119
MADONNA MIT KIND VOR LANDSCHAFT MIT „FLUCHT NACH ÄGYPTEN"
Öl auf Holz. Parkettiert.

31.9 x 24.0 in (81.0 x 61.0 cm)

Lot 119
MADONNA MIT KIND VOR LANDSCHAFT MIT „FLUCHT NACH ÄGYPTEN"
Öl auf Holz. Parkettiert.
31.9 x 24.0 in (81.0 x 61.0 cm)

Estimate:
€ 16,000 - 20,000
Auction: 14 days

Hampel Fine Art Auctions

City: Munich
Auction: Sep 25, 2025 11:00 AM
Auction number: 145
Auction name: Gemälde Alte Meister – Teil I

Lot Details
81 x 61 cm.
Verso mehrere ältere Sammlungs-Inv.Nr.
In neogotischem Rahmen.

Großes Tafelbild, das möglicherweise als Altarblatt eines Marienaltares in Auftrag gegeben wurde. Die Darstellung folgt dem vor allem in Italien entwickelten Typus der „Madonna in Landschaft", die – wie hier – im Hintergrund synchronoptisch eine Szene des Marienlebens zeigt. Der Verweis auf den Maler bestätigt sich insofern, als von Gossaert ein kleinformatiges Werk desselben Themas überliefert ist, das 1520 entstand und in der Folge mehrfach wiederholt wurde (Den Haag, Inv.Nr. 830, siehe Literatur). Sämtliche variierenden Wiederholungen zeigen einheitlich die Haltung des Kindes, das mit überschlagenen Beinen sitzt und mit dem Ärmchen das Tuch der Mutter hochhält. Auch die reich mit Edelsteinbesatz verzierte Bordüre im Kleid der Mutter findet sich in sämtlichen Variationen. Stilistisch deuten einige Bild- und Farbelemente auf den Einfluss des Manierismus – wie etwa das leuchtende Gelb im Ärmel der Maria –, wobei überhaupt die gedrehte Haltung des Kindes Ausdruck dieses Stiles ist. Auch die Szene in der Landschaft findet sich in Bildvariationen nach Gossaert. Darüber hinaus ist hier jedoch auch noch eine aufwändig und detailreich eingebrachte Architekturanlage zu sehen, was ganz dem flämischen Charakter entspricht. Bestechend jedenfalls ist die Anmut der Gesichter in fein gemaltem Inkarnat.

Gossaert wirkte bis 1508 in Antwerpen. Zu seinen Lehrlingen zählt Jan van Dornicke, der wiederum wohl einer der Lehrer von Pieter Coecke van Aelst (1502 – 1550) war. Dies gehört zur Frage nach dem Urheber des Gemäldes. Der Biograf Karel van Mander (1548 – 1606) hat 1604 in seinem „Schilder-Boeck" Paul van Aelst als begabten Kopisten der Werke Gossaerts bezeichnet. Folgt man jedoch Maryan Ainsworth, so ist es durchaus wahrscheinlich, dass das Bild – wie eine Reihe weiterer Versionen – von Künstlern einer Antwerpener Werkstatt, möglicherweise aus dem Umfeld von Pieter Coecke van Aelst (1502 – 1550), stammt. Die hier festgestellte Verwendung von Pappelholz als Farbträger lässt auch eine Entstehung in Italien vermuten – was kaum befremdet, da sein Schülerkreis auch dort gewirkt hat, und nach Gossaerts Tod den Ruhm des Meisters aufgriffen und dessen Schöpfungen vielfältig variiert haben. A.R.

Literatur (Auswahl):
Vgl. Maryan Wynn Ainsworth (Hrsg.), Man, Myth, and Sensual Pleasures. Jan Gossart’s Renaissance. The Complete Works, New York 2010, S. 154, Abb. 160.
Vgl. Ernst Weisz, Jan Gossart gen. Mabuse. Sein Leben und seine Werke. Ein monographischer Versuch und Beitrag zur Geschichte der Vlämischen Malerei in der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts, Parchim 1913.
Vgl. Ariane Mensger, Jan Gossaert. Die niederländische Kunst zu Beginn der Neuzeit, Berlin 2002. (1441883) (11)



Jan Mabuse Gossaert,
ca. 1478 Maubeuge – 1532 Antwerp,
follower of the late 16th/ early 17th century

MADONNA AND CHILD IN FRONT OF LANDSCAPE WITH THE "FLIGHT INTO EGYPT"

Oil on panel. Parquetted.
81 x 61 cm.
Several old collection inventory numbers on the reverse.

The composition relates closely to a small-format painting by Jan Gossaert of the same subject, dated 1520, which was subsequently repeated several times (The Hague, inv. no. 830, see literature). Across these repetitions, the pose of the Christ Child – seated cross-legged and raising his mother’s shawl with one arm – remains consistent. The landscape background also appears in several variations after Gossaert. Notably, this painting introduces an elaborate and richly detailed architectural setting, entirely in keeping with the Flemish tradition. Gossaert was active in Antwerp until 1508. Among his apprentices was Jan van Dornicke, who is thought to have taught of Pieter Coecke van Aelst (1502 – 1550). This is relevant to the question of the painting’s authorship. In his Schilder-Boeck (1604), the biographer Karel van Mander (1548 – 1606) describes Paul van Aelst as a gifted copyist of Gossaert’s works. However, as Maryan Ainsworth argued, it is plausible that this painting – like several other versions – originated in an Antwerp workshop, possibly under the influence of Pieter Coecke van Aelst (1502 –1550). The use of poplar wood also suggests a connection to Italy, which is not unexpected: artists from Gossaert’s circle were active there, and after his death, his pupils continued to develop and reinterpret his compositions in various ways.

Literature (selection):
cf. Maryan Wynn Ainsworth (ed.), Man, Myth, and Sensual Pleasures. Jan Gossart’s Renaissance. The Complete Works, New York 2010, pp. 154, ill. 160.
cf. Ernst Weisz, Jan Gossart gen. Mabuse. Sein Leben und seine Werke. Ein monographischer Versuch und Beitrag zur Geschichte der vlämischen Malerei in der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts, Parchim 1913.
cf. Ariane Mensger, Jan Gossaert. Die niederländische Kunst zu Beginn der Neuzeit, Berlin 2002.
Lot Details
81 x 61 cm.
Verso mehrere ältere Sammlungs-Inv.Nr.
In neogotischem Rahmen.

Großes Tafelbild, das möglicherweise als Altarblatt eines Marienaltares in Auftrag gegeben wurde. Die Darstellung folgt dem vor allem in Italien entwickelten Typus der „Madonna in Landschaft", die – wie hier – im Hintergrund synchronoptisch eine Szene des Marienlebens zeigt. Der Verweis auf den Maler bestätigt sich insofern, als von Gossaert ein kleinformatiges Werk desselben Themas überliefert ist, das 1520 entstand und in der Folge mehrfach wiederholt wurde (Den Haag, Inv.Nr. 830, siehe Literatur). Sämtliche variierenden Wiederholungen zeigen einheitlich die Haltung des Kindes, das mit überschlagenen Beinen sitzt und mit dem Ärmchen das Tuch der Mutter hochhält. Auch die reich mit Edelsteinbesatz verzierte Bordüre im Kleid der Mutter findet sich in sämtlichen Variationen. Stilistisch deuten einige Bild- und Farbelemente auf den Einfluss des Manierismus – wie etwa das leuchtende Gelb im Ärmel der Maria –, wobei überhaupt die gedrehte Haltung des Kindes Ausdruck dieses Stiles ist. Auch die Szene in der Landschaft findet sich in Bildvariationen nach Gossaert. Darüber hinaus ist hier jedoch auch noch eine aufwändig und detailreich eingebrachte Architekturanlage zu sehen, was ganz dem flämischen Charakter entspricht. Bestechend jedenfalls ist die Anmut der Gesichter in fein gemaltem Inkarnat.

Gossaert wirkte bis 1508 in Antwerpen. Zu seinen Lehrlingen zählt Jan van Dornicke, der wiederum wohl einer der Lehrer von Pieter Coecke van Aelst (1502 – 1550) war. Dies gehört zur Frage nach dem Urheber des Gemäldes. Der Biograf Karel van Mander (1548 – 1606) hat 1604 in seinem „Schilder-Boeck" Paul van Aelst als begabten Kopisten der Werke Gossaerts bezeichnet. Folgt man jedoch Maryan Ainsworth, so ist es durchaus wahrscheinlich, dass das Bild – wie eine Reihe weiterer Versionen – von Künstlern einer Antwerpener Werkstatt, möglicherweise aus dem Umfeld von Pieter Coecke van Aelst (1502 – 1550), stammt. Die hier festgestellte Verwendung von Pappelholz als Farbträger lässt auch eine Entstehung in Italien vermuten – was kaum befremdet, da sein Schülerkreis auch dort gewirkt hat, und nach Gossaerts Tod den Ruhm des Meisters aufgriffen und dessen Schöpfungen vielfältig variiert haben. A.R.

Literatur (Auswahl):
Vgl. Maryan Wynn Ainsworth (Hrsg.), Man, Myth, and Sensual Pleasures. Jan Gossart’s Renaissance. The Complete Works, New York 2010, S. 154, Abb. 160.
Vgl. Ernst Weisz, Jan Gossart gen. Mabuse. Sein Leben und seine Werke. Ein monographischer Versuch und Beitrag zur Geschichte der Vlämischen Malerei in der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts, Parchim 1913.
Vgl. Ariane Mensger, Jan Gossaert. Die niederländische Kunst zu Beginn der Neuzeit, Berlin 2002. (1441883) (11)



Jan Mabuse Gossaert,
ca. 1478 Maubeuge – 1532 Antwerp,
follower of the late 16th/ early 17th century

MADONNA AND CHILD IN FRONT OF LANDSCAPE WITH THE "FLIGHT INTO EGYPT"

Oil on panel. Parquetted.
81 x 61 cm.
Several old collection inventory numbers on the reverse.

The composition relates closely to a small-format painting by Jan Gossaert of the same subject, dated 1520, which was subsequently repeated several times (The Hague, inv. no. 830, see literature). Across these repetitions, the pose of the Christ Child – seated cross-legged and raising his mother’s shawl with one arm – remains consistent. The landscape background also appears in several variations after Gossaert. Notably, this painting introduces an elaborate and richly detailed architectural setting, entirely in keeping with the Flemish tradition. Gossaert was active in Antwerp until 1508. Among his apprentices was Jan van Dornicke, who is thought to have taught of Pieter Coecke van Aelst (1502 – 1550). This is relevant to the question of the painting’s authorship. In his Schilder-Boeck (1604), the biographer Karel van Mander (1548 – 1606) describes Paul van Aelst as a gifted copyist of Gossaert’s works. However, as Maryan Ainsworth argued, it is plausible that this painting – like several other versions – originated in an Antwerp workshop, possibly under the influence of Pieter Coecke van Aelst (1502 –1550). The use of poplar wood also suggests a connection to Italy, which is not unexpected: artists from Gossaert’s circle were active there, and after his death, his pupils continued to develop and reinterpret his compositions in various ways.

Literature (selection):
cf. Maryan Wynn Ainsworth (ed.), Man, Myth, and Sensual Pleasures. Jan Gossart’s Renaissance. The Complete Works, New York 2010, pp. 154, ill. 160.
cf. Ernst Weisz, Jan Gossart gen. Mabuse. Sein Leben und seine Werke. Ein monographischer Versuch und Beitrag zur Geschichte der vlämischen Malerei in der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts, Parchim 1913.
cf. Ariane Mensger, Jan Gossaert. Die niederländische Kunst zu Beginn der Neuzeit, Berlin 2002.

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